| Veranstaltung: | BUNDjugend Bayern JVV Herbst 2025 |
|---|---|
| Tagesordnungspunkt: | 9. Anträge |
| Antragsteller*in: | Erweiterter Landesvorstand |
| Status: | Eingereicht |
| Eingereicht: | 12.09.2025, 16:55 |
A4: Natur für Alle
Antragstext
Die Jugendvollversammlung der Bundjugend Bayern möge beschließen:
Als BUNDjugend Bayern ist es unser Ziel, jungen Menschen Umweltbildungsprogramme zu bieten und ihnen somit Naturerfahrungen zu ermöglichen. Diese Naturerfahrungen wollen wir allen jungen Menschen ermöglichen. Dafür wollen wir auch langfristig kostengünstige Angebote für alle Kinder und Jugendliche schaffen, sowie die kostenfreie Nutzung unserer Angebote für bedürftige Personen sicherstellen. Zudem prüfen wir unsere Veranstaltungen und Aktionen fortlaufend auf Barrierearmut und entwickeln sie weiter, um auch hier mehr Menschen den Zugang zu unseren Angeboten zu gewährleisten.
Außerdem fordet die Bundjugend Bayern von der Bayerischen Staatsregierung, dem Bayerischen Landtag,den Kommunen sowie dem Bayerischen Jugendring sich für die gleichberechtigte Teilhabe aller jungen Menschen an Naturerfahrungen einzusetzen und hierfür gezielte Strukturen der Förderung zu schaffen.
Konkrete Vorschläge:
Die finanzielle Förderung von Umweltbildungsprogrammenin Naturschutzverbänden durch die bayerische Staatsregierung soll ausgebaut, mindestens jedoch die bestehende Förderung aufrechterhalten werden.
Die Einrichtung eines staatlichen Förderprogramms, das Verbände, Kommunen und Bildungsträger bei der Umsetzung von inklusiven Naturerlebnisorten, barrierefreien Naturräumen und niederschwelligen Umweltbildungsangeboten finanziell unterstützt.
Investitionen in Infrastruktur sollen gefördert werden, wie z.B. barrierefreie Wegeführungen, taktile Orientierungssysteme, sanitäre Anlagen und Infomaterialien sowie Beschilderungen in leichter Sprache und mehrsprachig.
Die Einrichtung eines Teilhabe Fonds, der zur Unterstützung von Fahrt- und Teilnahme Gebühren dienen soll. Damit auch Kinder und Jugendliche mit geringem Einkommen Zugang zu Ferienfreizeiten, Camps und Naturbildungsprogrammen erhalten.
Das Thema Inklusion und Teilhabe an der Natur soll im bayerischen Haushalt verankert werden. Vergleichbar mit etablierten Förderungen, die es zum Beispiel in den Bereichen Sport und Kultur bereits gibt.
Modell- und Pilotprojekte sollen in allen Regierungsbezirken gefördert werden. Hierdurch sollen Best-Practice-Beispiele für barrierearme und inklusive Naturerfahrungen sichtbar gemacht werden, um langfristig möglichst flächendeckend etwas anbieten zu können.
Die Rolle der Nationalparks als Aushängeschild der unberührten Natur in Bayern soll ausgebaut werden. Dafür braucht es Umweltbildungsprogramme der Nationalparks, die sich direkt an marginalisierte Gruppen richten und diese wertvollen Naturräume für alle zugänglich macht.
Um inklusive Umweltbildungsmaßnahmen in der Fläche verankern zu können, benötigt es gezielte Fortbildungsmaßnahmen. Diese müssen in der Fläche angeboten, finanziell gefördert und der Realität von ehrenamtlichen Multiplikator*innen entsprechend entwickelt werden. Hier ist der Bayerische Jugendring in Absprache mit den Bezirksjugendringen in der Verantwortung, ein solchen Angebot zu schaffen.
Begründung
Der Zugang zur Natur ist ein zentrales Element für die körperliche und seelische Gesundheit, für Bildung, Erholung und gesellschaftliche Teilhabe. Zahlreiche Studien belegen die positiven Auswirkungen von Naturerfahrungen auf das Wohlbefinden, die Persönlichkeitsentwicklung sowie auf das Umweltbewusstsein junger Menschen.
In der Realität bestehen jedoch vielfältige Hürden. Es gibt viele Wander- und Naturwege, Besucherzentren oder Bildungsorte, die nicht über die nötige Infrastruktur verfügen, um für alle zugänglich zu sein. Ebenfalls sind viele Infomaterialien nicht in leichter Sprache als auch mehrsprachig verfügbar. Teilnahmegebühren, Fahrtkosten oder fehlende finanzielle Unterstützung schließen insbesondere Kinder und Jugendliche aus einkommensschwachen Lebensbedingungen von Angeboten aus.
Zwar existieren in Bayern bereits verschiedene Förderstrukturen, die an einzelne Aspekte anknüpfen, doch diese reichen nicht aus, um den Anspruch „Natur für alle“ umfassend einzulösen.
Hier einige Strukturen, um das Problem zu verdeutlichen. Über die Förderung von Umweltbildung und Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) des Bayerischen Umweltministeriums werden Projekte und Umweltstationen unterstützt. Diese Programme sind sehr wertvoll, haben aber bislang keinen klaren Schwerpunkt auf Inklusion und Barrierearmut und sind oft nur begrenzt finanziert. Das Programm „Naturerlebnis Bayern“ fördert die Entwicklung von Naturerlebnisangeboten und Wegeinfrastruktur. Allerdings ist Barrierefreiheit dabei kein verpflichtendes Kriterium, sondern nur vereinzelt berücksichtigt. In der Städtebauförderung wird Barrierearmut im öffentlichen Raum bereits gefordert und gefördert. Für Natur- und Umweltbildungsorte ist dies aber nicht systematisch verankert. Über Richtlinien zur Umweltbildung in der Jugendsozialarbeit werden jährlich einzelne Projekte gefördert, die auch benachteiligte Kinder und Jugendliche erreichen. Doch die Zahl der Projekte ist begrenzt, und Fahrt- oder Teilnahmegebühren werden kaum systematisch abgedeckt. Auch im Tourismusbereich gibt es Zuschüsse für barrierefreie Investitionen, diese richten sich jedoch vorrangig an kommerzielle Anbieter und nicht an gemeinnützige Umweltbildungsakteure.
Damit wird deutlich, Bayern verfügt über Ansätze, aber es fehlt bislang ein umfassendes, integriertes Programm, das Barrierefreiheit, Inklusion und soziale Teilhabe systematisch in den Mittelpunkt stellt.
Es ist notwendig, bestehende Förderprogramme gezielt weiterzuentwickeln und durch neue Strukturen zu ergänzen, um „Natur für alle“ Wirklichkeit werden zu lassen. Nur so können Kommunen, Verbände und Bildungsträger die nötigen Mittel erhalten, um Barrieren abzubauen und allen jungen Menschen – unabhängig von Herkunft, Behinderung oder Einkommen – einen gleichberechtigten Zugang zur Natur zu eröffnen.
Ein solches Programm stärkt nicht nur die Inklusion und soziale Gerechtigkeit, sondern auch den Umwelt- und Naturschutz. Wer Natur erleben kann, ist eher bereit, sie zu schützen.
